Zu allererst ein kleiner Hinweis: Es macht meiner Meinung nach nur Sinn, diesen Film anzuschauen, wenn man bereits einige andere Filme von Kitano gesehen und schätzen gelernt hat. Alle anderen Versuche, sich diesem Film zu nähern, werden wahrscheinlich nicht gut ausgehen. ;-)

Beat Takeshi (Takeshi Kitano spielt sich als sein Schauspieler-Alter-Ego selbst) ist in seinem Rolls Royce auf dem Weg zum Set. Es ist der letzte Drehtag eines Spielfilms und er verkörpert einen Yakuza. In der Maske trifft er auf einen Doppelgänger von ihm (ebenfalls von ihm selbst gespielt). Beginnend mit dieser Begegnung, befasst sich der Film mit dem Leben und den (Alb-)träumen des Doppelgängers, welcher sich neben seinen erfolglosen Versuchen, eine Statistenrolle für einen Yakuzafilm zu ergattern (Genial: Er wird nicht genommen, weil er Takeshi Kitano zu ähnlich sieht), auch mit seinen Erlebnissen und Visionen als Kassierer in einem Minimarkt und als Taxifahrer befasst.

Im gesamten Film tauchen für alle diejenigen, welche die anderen Kitano-Filme gesehen haben, immer wieder bekannte Gesichter auf. Dies geschieht teilweise sogar in diversen Doppelrollen für einige der Schauspieler, was das Rätseln bei erster Betrachtung des Films nicht gerade verringert. Auch einige andere Stars der japanischen Showszene treten in kleineren Nebenrollen auf (z.B. Akihiro Miwa).

Neben den bekannten Gesichtern tauchen auch Szenen und Settings aus dem filmischen Schaffen Kitanos auf, die einem "irgendwie bekannt" vorkommen. Hierzu soll jedoch nicht allzu viel verraten werden, um dem Betrachter den Spaß nicht schon vorher zu nehmen.

Nach Zatoichi sind wiederum auch einige Stepptanzszenen sowie weitere Tanzszenen enthalten, die zum Teil auch von einem professionellen DJ mit Beats und Scratcheinlagen unterlegt werden (auf der japanischen DVD ist sogar das zugehörige Musikvideo von DJ Hanger enthalten, welches auch diverse Szenen aus dem Film zeigt).

Kitano: "Manchmal ist es gut, verwirrt zu sein."

Kitano: "Für diejenigen, die sich den Film ansehen: Bitte stoppen sie alle Denkvorgänge – 'fühlen' sie einfach nur und 'erfahren' sie den Film. Nachdem sie das getan haben, würde ich es gut finden, wenn sie den Film noch einmal sehen, bevor sie anfangen ihn zu analysieren..."

Auf die Frage, ob es sich bei diesem Film um eine Art "Final Fight" zwischen Beat Takeshi und Takeshi Kitano handelt antwortet Kitano: "Es ist nicht wirklich ein 'Fight' - ich habe hierbei aber mehr Spaß beim Regie führen gehabt, als in meiner Rolle als Schauspieler."

Auf die Frage, ob es sich hierbei um eine Art "Best of" und damit evtl. um seinen letzten Film handeln würde, antwortet Kitano: "Nun ja, es ist teilweise eine Art Beerdigung einiger Stile, welche ich in der letzten Zeit erforscht habe. [...] Ich fühle mich, als ob ich damit die erste Stufe meines Filmschaffens beendet habe und nun zu einer neuen Stufe aufsteige [...] Der Filmtitel Takeshis' klingt im Japanischen ausgesprochen eher anders und könnte dann auch mit 'Takeshi stirbt' übersetzt werden."

Auf der offiziellen Website von Office Kitano finden sich leider nur japanische Texte. Aber man hat dort auf jeden Fall die Möglichkeit zwei Trailer (den Teaser-Trailer und den finalen Trailer) zu begutachten.

Des weiteren gibt es eine 20-minütige Pressekonferenz (mit englischer Übersetzung), welche im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig 2005 abgehalten wurde und als Videostream angeschaut werden kann.

Mit dem Untertitel zum Film "500% Kitano - nothing to add!" hat Kitano dem Nagel auf den Kopf getroffen. Er hat versucht, seine beiden Alter Egos "Beat Takeshi" (als Schauspieler und Entertainer) und "Takeshi Kitano" (z.B. als Regisseur) zu ergründen bzw. herauszufinden, wie wohl die Öffentlichkeit diese gespaltene Persönlichkeit sehen mag. Ob ihm diese "Versuchsreihe" in Form dieses Films gelungen ist, kann nur jeder selbst für sich feststellen.

Ich für meinen Teil entdecke immer wieder neue Facetten im Film, die mir beim vorherigen Ansehen nicht aufgefallen sind - es sind aber nur Facetten und es ist kein tieferes Verständnis des Films, was sich mir dabei offenbart. Das bestärkt mich in der Ansicht, dass die Collagenhaftigkeit das eigentliche Merkmal dieses Films ist. Und damit kann ich ehrlich gesagt gut leben. Es kann keiner hierbei vorhaben, herausfinden zu wollen, wie Takeshi Kitano wirklich tickt - das ist und bleibt immer zum Scheitern verurteilt. Und das ist auch gut so.

Der Film lief am 05.11.2005 in Japan an. Starttermine in anderen Ländern sind mir unbekannt.

DVD:

Bei Amazon Japan gibt es eine japanische NTSC-DVD (Region Code 2) mit engl. Untertiteln. Enthalten ist auch ein "Making of", welches leider nicht untertitelt ist.